Persönlichkeitsveränderung

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Interventionsmodelle zur Persönlichkeitsveränderung:

In der Persönlichkeitspsychologie wird häufig angenommen, dass Persönlichkeitsmerkmale relativ stabile Muster von Verhalten und Erleben darstellen. Neuere Forschung und konzeptionelle Arbeiten stellen diese Annahme jedoch in Frage und diskutieren verschiedene Ansätze zur Veränderung von Persönlichkeitsmerkmalen durch gezielte Interventionen. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf verschiedene Interventionsmodelle und deren zugrunde liegende Mechanismen.




 Verhaltensaktivierung zur Erhöhung von Gewissenhaftigkeit

Ein bekanntes Modell zur Persönlichkeitsveränderung ist das der Verhaltensaktivierung, welches darauf abzielt, die Gewissenhaftigkeit zu erhöhen. Dieses Modell fokussiert sich auf die Steigerung der Teilnahme an zielgerichteten Aktivitäten, die als wichtig und angenehm empfunden werden und mit den individuellen Werten und Zielen übereinstimmen. Das regelmäßige Praktizieren neuer verhaltensbezogener Aktivitäten kann langfristig zu einer dauerhaften Veränderung der Persönlichkeitsmerkmale führen, indem diese neuen Verhaltensweisen zu Gewohnheiten werden (Magidson et al., 2014; Roberts, Hill, & Davis, 2017).

Kognitive und verhaltensbezogene Interventionen

Ein weiterer Ansatz basiert auf kognitiven und verhaltensbezogenen Interventionen, um Persönlichkeitsmerkmale wie Gewissenhaftigkeit zu erhöhen oder negative Emotionen zu reduzieren. Zum Beispiel können kognitive Verhaltenstechniken, wie Achtsamkeitstechniken, dazu beitragen, dass Menschen flexibler auf stressige Situationen reagieren und neurotische Gedanken und Gefühle besser bewältigen können (Armstrong & Rimes, 2016; Javaras et al., 2019; Sauer-Zavala et al., 2017).

Selbstregulations-prozesse



Selbstregulationsprozesse spielen ebenfalls eine zentrale Rolle in vielen Interventionsmodellen. Diese Ansätze zielen darauf ab, sowohl kurzfristige Prozesse, wie die Aktivierung und Auswahl von Zielen, als auch langfristige Prozesse, wie die Wiederholung von Verhalten zur Bildung von Gewohnheiten, zu beeinflussen (Hennecke et al., 2014; Nevins, 2021; Rebele et al., 2021).

Schrittweises Coaching-Modell

Eines der ersten konzeptionellen Modelle zur intentionalen Persönlichkeitsveränderung ist das schrittweise Coaching-Modell, das zehn spezifische Schritte umfasst. Diese reichen von der Bewertung der Persönlichkeit und der Werte des Klienten über die Entdeckung des aktuellen Selbst und die Erkundung von Lücken zwischen dem tatsächlichen und dem gewünschten Selbst bis hin zur Umsetzung und Bewertung des Coaching-Plans (Martin et al., 2014). Dieses Modell bietet konkrete Richtlinien für Interventionsmethoden und Aktivitäten in jeder Phase des Prozesses.

Generische Veränderungsfaktoren-Modell (GCF)



Ein innovativer Ansatz ist das Modell der generischen Veränderungsfaktoren (GCF), das von Allemand und Flückiger (2017) entwickelt wurde. Inspiriert von der klinischen und psychotherapeutischen Prozess-Ergebnis-Literatur, identifiziert das GCF-Modell vier allgemeine Veränderungsfaktoren: Diskrepanzbewusstsein, Stärken, Einsicht und Verhaltenspraxis. Diese Faktoren sollen die Effektivität von Persönlichkeitsveränderungsinterventionen maximieren, indem sie die Unterstützung, das Lernen und die Handlung der Individuen fördern.



  • Diskrepanzbewusstsein: Indem Unterschiede zwischen dem gewünschten und dem tatsächlichen Selbst bewusst gemacht werden, kann die Motivation zur Veränderung gesteigert werden.
  • Aktivierung von Stärken: Das Nutzen bestehender Stärken und Ressourcen kann positive Rückkopplungsschleifen und Erwartungen initiieren und aufrechterhalten.
  • Förderung von Einsicht: Durch Selbstreflexion sollen Menschen ein besseres Verständnis ihrer Annahmen, Erwartungen und Motivationen entwickeln.
  • Verhaltenspraxis: Das Lernen und Üben neuer Verhaltensweisen soll Menschen helfen, sich an neue soziale Rollen anzupassen und diese Verhaltensweisen langfristig zu verinnerlichen.

Die Forschung im Bereich der Persönlichkeitsveränderung steckt noch in den Kinderschuhen, doch die bisherigen Ergebnisse und konzeptionellen Modelle bieten vielversprechende Ansätze. Das Verständnis der zugrunde liegenden Mechanismen und die gezielte Anwendung verschiedener Interventionsstrategien können dazu beitragen, dass Persönlichkeitsmerkmale effektiv und nachhaltig verändert werden können. Das GCF-Modell und andere Interventionsmodelle bieten wertvolle heuristische Prinzipien und praktische Richtlinien, um diesen Prozess zu unterstützen und weiterzuentwickeln.

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